Fokusanalyse

Russischer Außenhandel 2023

Russland tauschte im vergangenen Jahr wertmäßig 16% weniger Güter mit der Welt aus als 2022. In absoluten Zahlen waren es 710 Mrd. US-Dollar. Mit 70% bzw. 494 Mrd. Dollar entfiel der Löwenanteil auf den Handel mit Asien. 2022 hatte sich der Handel Russlands mit dem asiatischen Teil des eurasischen Kontinents auf 436 Mrd. Dollar belaufen. Asiens Anteil am Gesamthandel Russlands hatte im vorvergangenen Jahr bei 51% gelegen. Diese Daten hat vergangene Woche der föderale Zolldienst Russlands veröffentlicht.

Im Jahr 2023 verzeichnete im Vorjahresvergleich unter den Kontinenten nicht nur Asien mit 13%, sondern auch Afrika mit 37% einen Zuwachs im Handel mit Russland. Absolut erreichte der russisch-afrikanische Handel 25 Mrd. US-Dollar. Afrikas Anteil am Gesamtaußenhandel Russlands stieg somit von 2% auf 3%. Der gesamte Anteil der Länder, die Moskau nicht als „unfreundlich“ einstuft, vergrößerte sich laut Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow auf 77% bzw. knapp 550 Mrd. Dollar. In Asien gehören alle Länder außer Japan, Südkorea, Taiwan und Singapur zu dieser Kategorie.

Zum Volumen von Russlands Handel mit China im Jahr 2023 haben russische Behörden bislang keine genauen Angaben gemacht. Ruslan Dawydow, der amtierende Chef des russischen Zolls, hatte ihn im Oktober auf 165 Mrd. US-Dollar im Januar–September beziffert, um 27% mehr als in den ersten drei Quartalen 2022. Für das Gesamtjahr 2023 stellte er damals 220 Mrd. Dollar in Aussicht.

Chinas eigene Zollstatistik übertrifft Dawydows Prognose und hält einen Güterverkehr zwischen den beiden Ländern von 240 Mrd. Dollar fest, ein Anstieg um 26% gegenüber dem Vorjahr. Somit stellt China inzwischen rund ein Drittel des gesamten Außenhandels Russlands. Russlands Anteil am chinesischen Außenhandel ist zwar auch gewachsen, bleibt mit 4% aber eher bescheiden.

Der Güteraustausch zwischen Russland und Europa ging 2023 um 54% auf nur noch 163 Mrd. US-Dollar zurück. Russlands Importe aus Europa brachen im vergangenen Jahr trotz Sanktionen weniger stark ein als seine Exporte nach Europa. 2023 führte Russland Waren und Dienstleistungen im Wert von 79 Mrd. Dollar aus europäischen Ländern ein, um 12% weniger als 2022. Exportseitig kam es zu einem regelrechten Kollaps: Hatte Russland 2022 Güter im Wert von 266 Mrd. Dollar nach Europa ausgeführt, waren es 2023 lediglich 85 Mrd. Dollar, also nur 32% des Vorjahreswertes. Die stark gesunkenen globalen Energie- und Rohstoffpreise verstärkten diesen Effekt.

Insgesamt schrumpfte der Wert von Russlands Ausfuhren 2023 um 28% auf 425 Mrd. Dollar. Die einzige Exportwarengruppe, die im vergangenen Jahr wertmäßig ein Wachstum verzeichnete, waren landwirtschaftliche Güter und Nahrungsmittel. Sie wurden 2023 im Wert von 43 Mrd. Dollar exportiert, um 4% mehr als 2022. Die Öl- und Gasexporte hingegen gingen um 24% auf 260 Mrd. zurück. Metalle wurden in Höhe von 60 Mrd. Dollar, Chemieerzeugnisse im Wert von 27 Mrd. Dollar ausgeführt (-15% sowie -35% zu 2022).

Gleichzeitig erholten sich die russischen Importe weitgehend vom Sanktions- und Logistikschock des vorvergangenen Jahres. Sie legten um 12% auf insgesamt 285 Mrd. Dollar zu und unterschritten den 2021 erreichten Höchstwert um nur 3%. Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge, die wichtigste Gruppe der von Russland eingeführten Waren, wurden 2023 im Wert von 146 Mrd. Dollar importiert, um 24% mehr als Krisenjahr 2022.

Der Außenhandelssaldo Russlands verringerte sich somit von 337 Mrd. Dollar 2022 auf 140 Mrd. Dollar 2023. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass der Rubel 2023 gegenüber dem Euro um 24% auf durchschnittlich 92 Rubel je Euro abwertete. / Russ. Zoll 1, 2, Russ. Wirtschaftsministerium, RBC, Russ. Zentralbank (alle RU), Chin. Zoll (EN)
2024-02-20 11:04