Die weitläufigen Schwarzerdeböden zwischen Kursk und Krasnodar bilden seit jeher das Rückgrat der russischen Agrarproduktion. In den vergangenen 25 Jahren hat dort eine rasante Konsolidierung stattgefunden: Heute verwalten die 75 größten Agrarunternehmen knapp 19 Mio. Hektar Nutzfläche, 8 Unternehmen überschreiten bereits die Schwelle von einer halben Million Hektar. Zum Vergleich: Deutschland verfügt laut dem Statistischen Bundesamt über eine genutzte landwirtschaftliche Fläche von 16,6 Mio. Hektar.
Top 10 der russischen Agrarunternehmen
Mit 1,38 Mio. Hektar – einer Fläche, die etwa der von Schleswig-Holstein entspricht – führt Miratorg das Flächenranking an. Das Unternehmen ist bekannt für die größte Angus-Rinderherde außerhalb Nordamerikas und seine umfangreiche Fleischproduktion. Gegründet wurde Miratorg 1995 von den Zwillingsbrüdern Viktor und Alexander Linnik. Obwohl der Mädchenname von Swetlana Medwedewa, der Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Dmitrij Medwedew, ebenfalls Linnik ist, betonen die Brüder, dass es sich dabei um einen Zufall handelt und keine familiäre Verbindung besteht.

Miratorg beliefert Fast-Food-Ketten mit Frikadellen aus Rinderhack und betreibt eigene Burgerbars. Zudem vermarktet das Unternehmen tiefgefrorene Pelmeni aus Angus-Fleisch.
Auf dem zweiten Platz folgt der Agrokomplex Tkatschjow mit 1,23 Mio. Hektar, etwa so groß wie Montenegro, benannt nach der Familie des früheren Agrarministers Alexander Tkatschjow.
Prodimeks folgt mit 900.000 Hektar als größter Zuckerrüben-Anbauer und Zuckerproduzent des Landes. Jedes sechste Kilogramm russischen Zuckers stammt aus seinen Fabriken.
Rusagro (815.000 Hektar) vertreibt Sonnenblumenöl unter der populären Haushaltsmarke „Metschta chosjajki“ (dt.: „Hausfrauentraum“), exportiert Schweinefleisch nach Südostasien und war 2011 das erste Agrarunternehmen aus Russland, das an der London Stock Exchange gelistet wurde.
GAP Resources, bewirtschaftet 680.000 Hektar und ist damit der fünftgrößte Agrarkonzern Russlands. Er begann als regionaler Hähnchenmäster in Krasnodar und profilierte sich später als einer der größten Lieferanten von Geflügel für Supermarktketten.
EkoNiva, gegründet vom Deutschen Stefan Dürr, bewirtschaftet rund 632.000 Hektar Land – vergleichbar mit der Fläche von Zypern oder etwa 3,5% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands. EkoNiva ist Europas größter Rohmilchproduzent und vertreibt Frischmilch sowie Milchprodukte wie Käse und Joghurt. Das Unternehmen beschäftigt etwa 14.000 Mitarbeiter.
Bio-Ton mit 600.000 Hektar aus Samara besitzt neben Getreidefeldern eine der modernsten Ölmühlen an der Wolga und vertreibt kaltgepresstes Sonnenblumenöl als Premiumprodukt in Glasflaschen.
Step (578.000 Hektar) ist eine Tochter der AFK Sistema und kombiniert riesige Getreideflächen mit 2.300 Hektar Intensiv-Obstgärten. Die Äpfel werden über den Lebensmitteleinzelhandel landesweit vermarktet.
Die Agroinvest-Gruppe auf Platz 8 mit 444.000 Hektar betreibt die größte private Saatgut-Aufbereitungsanlage Westrusslands.
Avangard-Agro kompletiert mit 443.000 Hektar die Top 10.
Gemeinsam kommen die Top 10 der russischen Agrarunternehmen auf 7,7 Mio. Hektar: Das entspricht knapp der Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands (16,6 Mio. Hektar).
Allein die fünf größten Unternehmen vereinen 5 Mio. Hektar. Zum Vergleich: 2016 lag die gesamte Fläche der damals 43 größten Betriebe bei 10,45 Mio. Hektar – seither hat sich der Spitzenbestand nahezu verdoppelt, wobei jährlich im Durchschnitt fast 1 Mio. Hektar den Eigentümer wechselten.
Auf dem zweiten Platz folgt der Agrokomplex Tkatschjow mit 1,23 Mio. Hektar, etwa so groß wie Montenegro, benannt nach der Familie des früheren Agrarministers Alexander Tkatschjow.
Prodimeks folgt mit 900.000 Hektar als größter Zuckerrüben-Anbauer und Zuckerproduzent des Landes. Jedes sechste Kilogramm russischen Zuckers stammt aus seinen Fabriken.
Rusagro (815.000 Hektar) vertreibt Sonnenblumenöl unter der populären Haushaltsmarke „Metschta chosjajki“ (dt.: „Hausfrauentraum“), exportiert Schweinefleisch nach Südostasien und war 2011 das erste Agrarunternehmen aus Russland, das an der London Stock Exchange gelistet wurde.
GAP Resources, bewirtschaftet 680.000 Hektar und ist damit der fünftgrößte Agrarkonzern Russlands. Er begann als regionaler Hähnchenmäster in Krasnodar und profilierte sich später als einer der größten Lieferanten von Geflügel für Supermarktketten.
EkoNiva, gegründet vom Deutschen Stefan Dürr, bewirtschaftet rund 632.000 Hektar Land – vergleichbar mit der Fläche von Zypern oder etwa 3,5% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands. EkoNiva ist Europas größter Rohmilchproduzent und vertreibt Frischmilch sowie Milchprodukte wie Käse und Joghurt. Das Unternehmen beschäftigt etwa 14.000 Mitarbeiter.
Bio-Ton mit 600.000 Hektar aus Samara besitzt neben Getreidefeldern eine der modernsten Ölmühlen an der Wolga und vertreibt kaltgepresstes Sonnenblumenöl als Premiumprodukt in Glasflaschen.
Step (578.000 Hektar) ist eine Tochter der AFK Sistema und kombiniert riesige Getreideflächen mit 2.300 Hektar Intensiv-Obstgärten. Die Äpfel werden über den Lebensmitteleinzelhandel landesweit vermarktet.
Die Agroinvest-Gruppe auf Platz 8 mit 444.000 Hektar betreibt die größte private Saatgut-Aufbereitungsanlage Westrusslands.
Avangard-Agro kompletiert mit 443.000 Hektar die Top 10.
Gemeinsam kommen die Top 10 der russischen Agrarunternehmen auf 7,7 Mio. Hektar: Das entspricht knapp der Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands (16,6 Mio. Hektar).
Allein die fünf größten Unternehmen vereinen 5 Mio. Hektar. Zum Vergleich: 2016 lag die gesamte Fläche der damals 43 größten Betriebe bei 10,45 Mio. Hektar – seither hat sich der Spitzenbestand nahezu verdoppelt, wobei jährlich im Durchschnitt fast 1 Mio. Hektar den Eigentümer wechselten.

In Russland erstrecken sich die Schwarzerde-Gebiete über die südlichen Teile des europäischen Landesteils. Diese Gebiete sind Teil des sogenannten „Schwarzerde-Gürtels“, der sich von der Ukraine über Russland bis nach Kasachstan zieht. In Russland findet man diese Böden hauptsächlich in den Regionen Belgorod, Kursk, Tambow, Woronesch und Lipezk.
M&A: Die Milliarden-Deals des Jahres
Im Geschäftsjahr 2024 erreichte der russische Agrarsektor einen neuen Rekordwert bei Fusionen und Übernahmen. Nach Angaben des Branchenanalysten BEFL summierten sich die abgeschlossenen Transaktionen auf 240 Mrd. Rubel – umgerechnet knapp 2,7 Mrd. Euro – und lagen damit fast dreimal so hoch wie im Vorjahr, dessen Volumen bei rund 52 Mrd. Rubel (580 Mio. Euro) gelegen hatte. Anders als in den frühen 2010er-Jahren, als meist einzelne Farmen veräußert wurden, handelte es sich 2024 fast ausschließlich um Paketkäufe, bei denen komplette Unternehmensgruppen mitsamt Infrastruktur, Personal und langfristigen Pachtverträgen den Eigentümer wechselten.
Die BEFL-Studie 2025 erfasst die landwirtschaftliche Gesamtfläche der größten russischen Agrarunternehmen und berücksichtigt dabei Eigentum, Langzeitpacht sowie sonstige Nutzungsrechte für Acker- und Dauergrünland, Weiden und Brachen. In das Ranking aufgenommen wurden 75 Gesellschaften mit jeweils mindestens rund 100.000 Hektar. Die Datengrundlage bilden Firmenangaben, öffentliche Register wie Rosreestr, die Kataster- und Immobilienbehörde Russlands und die Statistikbehörde Rosstat.
Den größten Einzelzuwachs gegenüber dem Vorjahr verzeichnete GAP Resources: Durch die Übernahme von Agrodinamika und Agrofirma Rubesch im Gebiet Saratow vergrößerte der Konzern sich um 340.000 Hektar. Bezogen auf den eigenen Bestand entsprach das einem Plus von gut einem Drittel.
Die BEFL-Studie 2025 erfasst die landwirtschaftliche Gesamtfläche der größten russischen Agrarunternehmen und berücksichtigt dabei Eigentum, Langzeitpacht sowie sonstige Nutzungsrechte für Acker- und Dauergrünland, Weiden und Brachen. In das Ranking aufgenommen wurden 75 Gesellschaften mit jeweils mindestens rund 100.000 Hektar. Die Datengrundlage bilden Firmenangaben, öffentliche Register wie Rosreestr, die Kataster- und Immobilienbehörde Russlands und die Statistikbehörde Rosstat.
Den größten Einzelzuwachs gegenüber dem Vorjahr verzeichnete GAP Resources: Durch die Übernahme von Agrodinamika und Agrofirma Rubesch im Gebiet Saratow vergrößerte der Konzern sich um 340.000 Hektar. Bezogen auf den eigenen Bestand entsprach das einem Plus von gut einem Drittel.

Der Tkatschjow-Agrokomplex sicherte sich die Mehrheitsanteile an Prioskolje, dem führenden Geflügel- und Pflanzenbauunternehmen im Gebiet Belgorod. Der Deal brachte 104.000 Hektar zusätzlich und hob den Gesamtbesitz des Konzerns auf 1.230.000 Hektar. In Summe hat der Betrieb seine Flächenbasis seit 2010 damit um mehr als das Doppelte gesteigert. Rusagro erwarb Anteile an Agro-Belogorje und integrierte das Unternehmen. Das zusätzliche Areal von 126 000 Hektar erhöhte Rusagros Landbesitz auf 815.000 Hektar und festigte Platz 4 im Ranking.
Parallel baute Step seine Präsenz am Fluß Don durch die Übernahme des Joint-Ventures RZ Agro aus: Der Konzern übernahm die Anteile seiner Partner und konsolidierte dadurch rund 40.000 Hektar unter eigenem Dach, sodass der Gesamtbesitz auf 578.000 Hektar erweitert wurde. Auch in der Wolga-Region wechselten Flächen den Besitzer: Bio-Ton übernahm von Vasilina ein Paket von 50.000 Hektar um seine Position auf über 600.000 Hektar zu erweitern.
Im Jahr 2024 verschwanden sieben Unternehmen aus der BEFL-Rangliste, weil ihre Flächen vollständig in größeren Holdings aufgingen; vier Neueinsteiger brachten zusammen 410.000 Hektar mit. Für die erste Dekade der großflächigen Privatisierung – ab 2002 – waren Zuwächse von wenigen Zehntausend Hektar pro Jahr typisch, doch bereits 2015 setzte eine Beschleunigung ein: Damals kaufte Prodimeks das schwedisch-russische Unternehmen Agrokultura und erhielt dadurch 190.000 Hektar hinzu.
Die aktuelle Kaufwelle unterscheidet sich in Ausmaß und Geschwindigkeit von den Vorjahren. Von Januar 2024 bis März 2025 weiteten die Top-10-Konzerne ihren gemeinsamen Landbesitz innerhalb eines Jahres um 699.000 Hektar aus, nachdem der Zuwachs im Vorjahr lediglich 155.000 Hektar betragen hatte. Zugleich stieg der Anteil juristischer Personen an der gesamten privaten Agrarfläche von 12,9% im Jahr 2014 auf 18,9% im Jahr 2022, was einer Verlagerung von gut 10,7 Mio. Hektar entspricht.
Parallel baute Step seine Präsenz am Fluß Don durch die Übernahme des Joint-Ventures RZ Agro aus: Der Konzern übernahm die Anteile seiner Partner und konsolidierte dadurch rund 40.000 Hektar unter eigenem Dach, sodass der Gesamtbesitz auf 578.000 Hektar erweitert wurde. Auch in der Wolga-Region wechselten Flächen den Besitzer: Bio-Ton übernahm von Vasilina ein Paket von 50.000 Hektar um seine Position auf über 600.000 Hektar zu erweitern.
Im Jahr 2024 verschwanden sieben Unternehmen aus der BEFL-Rangliste, weil ihre Flächen vollständig in größeren Holdings aufgingen; vier Neueinsteiger brachten zusammen 410.000 Hektar mit. Für die erste Dekade der großflächigen Privatisierung – ab 2002 – waren Zuwächse von wenigen Zehntausend Hektar pro Jahr typisch, doch bereits 2015 setzte eine Beschleunigung ein: Damals kaufte Prodimeks das schwedisch-russische Unternehmen Agrokultura und erhielt dadurch 190.000 Hektar hinzu.
Die aktuelle Kaufwelle unterscheidet sich in Ausmaß und Geschwindigkeit von den Vorjahren. Von Januar 2024 bis März 2025 weiteten die Top-10-Konzerne ihren gemeinsamen Landbesitz innerhalb eines Jahres um 699.000 Hektar aus, nachdem der Zuwachs im Vorjahr lediglich 155.000 Hektar betragen hatte. Zugleich stieg der Anteil juristischer Personen an der gesamten privaten Agrarfläche von 12,9% im Jahr 2014 auf 18,9% im Jahr 2022, was einer Verlagerung von gut 10,7 Mio. Hektar entspricht.
Entwicklung der russischen Landwirtschaft: Stolypin, Stalin und „Stern hilft“
Die aktuelle Landstruktur ist das Ergebnis einer bewegten Geschichte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten Reformen dafür, dass Bauern erstmals Privatland erwerben konnten, doch die Kollektivierung unter Stalin machte diesen Schritt in den 1930er-Jahren wieder rückgängig und führte große Flächen in staatliche Kolchoseinheiten über.
Zwischen 1906 und 1911 legte Ministerpräsident Pjotr Stolypin die Grundlage für den ersten umfassenden Privatbesitz an Ackerboden im Russischen Reich. Bis 1916 wurden rund 2 Mio. Bauernhöfe in Privateigentum überführt, die zusammen knapp 20 Mio. Hektar bewirtschafteten.
Nach der Oktoberrevolution mit dem Dekret des Zentralexekutivkomitees vom 15. Mai 1922 über den „Übergang des Bodens in Staatseigentum“ wurde der Stolypin-Privatbesitz formal aufgelöst. Die eigentliche Zwangskollektivierung erfolgte jedoch erst zwischen 1929 und 1933. In dieser Phase wurden rund 120 Mio. Hektar Acker- und Dauergrünland in Kolchosen und Sowchosen überführt. Kolchosen waren genossenschaftlich organisierte Landwirtschaftsbetriebe, in denen die Mitglieder gemeinsam produzierten und einen Anteil am Ertrag erhielten, während Sowchosen staatliche Großbetriebe mit angestellten Arbeitern waren, die wie in einem Staatsunternehmen entlohnt wurden. Die Getreideerträge sanken stark und es kam zu Hungersnöten, insbesondere in der Wolga-Region, Kasachstan und der Ukraine.
Zwischen 1906 und 1911 legte Ministerpräsident Pjotr Stolypin die Grundlage für den ersten umfassenden Privatbesitz an Ackerboden im Russischen Reich. Bis 1916 wurden rund 2 Mio. Bauernhöfe in Privateigentum überführt, die zusammen knapp 20 Mio. Hektar bewirtschafteten.
Nach der Oktoberrevolution mit dem Dekret des Zentralexekutivkomitees vom 15. Mai 1922 über den „Übergang des Bodens in Staatseigentum“ wurde der Stolypin-Privatbesitz formal aufgelöst. Die eigentliche Zwangskollektivierung erfolgte jedoch erst zwischen 1929 und 1933. In dieser Phase wurden rund 120 Mio. Hektar Acker- und Dauergrünland in Kolchosen und Sowchosen überführt. Kolchosen waren genossenschaftlich organisierte Landwirtschaftsbetriebe, in denen die Mitglieder gemeinsam produzierten und einen Anteil am Ertrag erhielten, während Sowchosen staatliche Großbetriebe mit angestellten Arbeitern waren, die wie in einem Staatsunternehmen entlohnt wurden. Die Getreideerträge sanken stark und es kam zu Hungersnöten, insbesondere in der Wolga-Region, Kasachstan und der Ukraine.

Während der späten Sowjetzeit blieb die Agrarproduktion hinter dem Bevölkerungswachstum zurück. Im Durchschnitt der 1980er-Jahre importierte die UdSSR pro Jahr 11 bis 12 Mio. Tonnen Getreide, häufig über langfristige Lieferabkommen mit den USA. Erst Gorbatschows Miet- und Bauernhofgesetz von 1986 ließ wieder privatelemente Landbewirtschaftung zu, blieb bis 1991 aber auf wenige Hunderttausend Hektar beschränkt.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es zu Hyperinflation, Massenarbeitslosigkeit und Versorgungsengpässen, die so weit gingen, dass das Hamburger Magazin Stern 1990 die Kampagne „Helft Russland“ startete und Lebensmittelpakete nach Russland schickte.
1991/92 schuf die russische Regierung den rechtlichen Rahmen für eine groß angelegte Privatisierung der ehemaligen Kolchosen. Die endgültige Freigabe zum Verkauf landwirtschaftlicher Nutzflächen an juristische Personen erfolgte jedoch erst mit dem Bundesgesetz vom 24. Juli 2002. Dieses Gesetz beendete das staatliche Monopol auf Eigentum an Agrarboden und erlaubte Unternehmen erstmals den Kauf von landwirtschaftlichen Flächen. Dieses Gesetz war die Grundlage für die Bildung der großen Agroholdings, die heute weite Teile der Schwarzerdezone bewirtschaften.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es zu Hyperinflation, Massenarbeitslosigkeit und Versorgungsengpässen, die so weit gingen, dass das Hamburger Magazin Stern 1990 die Kampagne „Helft Russland“ startete und Lebensmittelpakete nach Russland schickte.
1991/92 schuf die russische Regierung den rechtlichen Rahmen für eine groß angelegte Privatisierung der ehemaligen Kolchosen. Die endgültige Freigabe zum Verkauf landwirtschaftlicher Nutzflächen an juristische Personen erfolgte jedoch erst mit dem Bundesgesetz vom 24. Juli 2002. Dieses Gesetz beendete das staatliche Monopol auf Eigentum an Agrarboden und erlaubte Unternehmen erstmals den Kauf von landwirtschaftlichen Flächen. Dieses Gesetz war die Grundlage für die Bildung der großen Agroholdings, die heute weite Teile der Schwarzerdezone bewirtschaften.
EkoNiva: Europas Milchprimus
EkoNiva ist nicht nur der sechstgrößte Landebesitzer in Russland, sondern auch der größte Rohmilchproduzent in Europa. Im Jahr 2023 erreichte das Unternehmen eine Jahresproduktion von 1,26 Mio. Tonnen Rohmilch und übertraf damit seinen Vorjahresrekord um 65.500 Tonnen. EkoNiva betreibt derzeit mehr als 40 Viehbetriebe in 13 Regionen Russlands, darunter Woronesch, Kaluga, Kursk und Nowosibirsk.
Die Modernisierung und der Ausbau von Betrieben sind Kernstrategien des Unternehmens. So wurde 2023 die Bortnikowo-Milchfarm im Moskauer Gebiet in Betrieb genommen, die über 3550 Milchkühe und eine Produktionskapazität von 34.000 Tonnen pro Jahr verfügt. EkoNiva ist vermehrt im Bereich der Milchverarbeitung aktiv. Im Jahr 2023 verarbeitete das Unternehmen 279.500 Tonnen Milchprodukte, was einem Anstieg von 70% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dazu gehören traditionelle Produkte wie Trinkmilch, Sahne, Kefir und Quark, aber auch Käse und Desserts. Besonders die Käseproduktion wurde ausgeweitet und erreichte 8.300 Tonnen, eine Versiebenfachung im Vergleich zu 2022. Das Unternehmen mit deutschen Wurzeln will vermehrt Milchprodukte exportieren. EkoNiva eröffnete eine Repräsentanz im zentralchinesischen Xi'an, um den chinesischen Markt besser zu bedienen. Der Ausbau der Exportmöglichkeiten nach China ist Teil einer größeren Strategie, um russische Milchprodukte international zu etablieren und das Wachstum zu sichern.
Die Modernisierung und der Ausbau von Betrieben sind Kernstrategien des Unternehmens. So wurde 2023 die Bortnikowo-Milchfarm im Moskauer Gebiet in Betrieb genommen, die über 3550 Milchkühe und eine Produktionskapazität von 34.000 Tonnen pro Jahr verfügt. EkoNiva ist vermehrt im Bereich der Milchverarbeitung aktiv. Im Jahr 2023 verarbeitete das Unternehmen 279.500 Tonnen Milchprodukte, was einem Anstieg von 70% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dazu gehören traditionelle Produkte wie Trinkmilch, Sahne, Kefir und Quark, aber auch Käse und Desserts. Besonders die Käseproduktion wurde ausgeweitet und erreichte 8.300 Tonnen, eine Versiebenfachung im Vergleich zu 2022. Das Unternehmen mit deutschen Wurzeln will vermehrt Milchprodukte exportieren. EkoNiva eröffnete eine Repräsentanz im zentralchinesischen Xi'an, um den chinesischen Markt besser zu bedienen. Der Ausbau der Exportmöglichkeiten nach China ist Teil einer größeren Strategie, um russische Milchprodukte international zu etablieren und das Wachstum zu sichern.
Hören Sie im Podcast der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer „Zaren.Daten.Fakten“ die Episode mit Katja Dürr von EcoNiva. Sie beschreibt die Unterschiede zwischen den Lebensmittelmärkten in Russland und Deutschland, dem Verbraucherverhalten, dem Markenansatz von Ekoniva und den zukünftigen Trends in der russischen Milchindustrie.
Camembert und laktosefreier Latte: Lebensmittel der Schwarzerde-Giganten
Die Expansion der Agrarholdings endet längst nicht mehr am Feldrand. Immer häufiger veredeln die großen Flächeneigner ihre Rohstoffe direkt zu Endprodukten, und setzen dabei auf Namen, die früher untrennbar mit Frankreich oder Spanien verbunden waren.
So baut EkoNiva seine Milchmarke konsequent in Richtung Spezialsortimente aus. Im März 2025 kündigte die Gruppe eine HoReCa-Linie ultrahocherhitzter laktosefreier Milch an, die besonders gut aufschäumt und zunächst exklusiv an Café-Ketten wie Metro Select und Perekrjostok geht. Parallel bringt EkoNiva den funktionalen Drink High Focus auf den Markt, bei dem laktosefreie-Basismilch mit Guarana- und Tee-Extrakten kombiniert wird. Darüber hinaus produziert das Unternehmen schon seit einige Jahren Premium-Käsesorten, die unter dem Namen des Firmengründers Stefan „Dürr“ vertrieben werden.
Auch der Tkatschjow-Agrokomplex erweitert die Wertschöpfung. In Sotschi entstehen seit 2019 unter dem Label „Kubaner Käse“ Brie, Camembert und Hartkäse. Die Linie stammt aus einem hochautomatisierten Werk, das die Wirtschaftszeitung Kommersant als das „robotisierteste Käseprojekt des Landes“ bezeichnete. Miratorg nutzt seine 1,38 Mio. Hektar unter anderem für Russlands größte Angus-Herden. Das Fleisch dient nicht nur der hauseigenen Prime-Steak-Linie. Gleichzeitig vermarktet das Unternehmen tiefgefrorene Angus-Pelmeni und Burgerpatties im eigenen Burger-Restaurant „Farsch“ (dt.: „Hackfleisch“) an.
Die Beispiele zeigen, wie sich Russlands Großagrarier von Landverwaltern zu Lebensmittelproduzenten mit klaren Verbrauchermarken entwickeln. Während Miratorg den Begriff des Gourmet-Burgers domestiziert, positioniert EkoNiva seine Milch in der Barista-Nische und Agrokomplex besetzt das Segment französischer Weichkäse. Die Schwarzerdeböden liefern weiterhin den Rohstoff, doch die Wettbewerbsarena verlagert sich zunehmend in die Kühlregale der Metropolen.
Quellen: GlavAgronom, Vedomosti, Kommersant, Kommersant, BEFL (alle RU), Destatis, Bundeszentrale für politische Bildung
So baut EkoNiva seine Milchmarke konsequent in Richtung Spezialsortimente aus. Im März 2025 kündigte die Gruppe eine HoReCa-Linie ultrahocherhitzter laktosefreier Milch an, die besonders gut aufschäumt und zunächst exklusiv an Café-Ketten wie Metro Select und Perekrjostok geht. Parallel bringt EkoNiva den funktionalen Drink High Focus auf den Markt, bei dem laktosefreie-Basismilch mit Guarana- und Tee-Extrakten kombiniert wird. Darüber hinaus produziert das Unternehmen schon seit einige Jahren Premium-Käsesorten, die unter dem Namen des Firmengründers Stefan „Dürr“ vertrieben werden.
Auch der Tkatschjow-Agrokomplex erweitert die Wertschöpfung. In Sotschi entstehen seit 2019 unter dem Label „Kubaner Käse“ Brie, Camembert und Hartkäse. Die Linie stammt aus einem hochautomatisierten Werk, das die Wirtschaftszeitung Kommersant als das „robotisierteste Käseprojekt des Landes“ bezeichnete. Miratorg nutzt seine 1,38 Mio. Hektar unter anderem für Russlands größte Angus-Herden. Das Fleisch dient nicht nur der hauseigenen Prime-Steak-Linie. Gleichzeitig vermarktet das Unternehmen tiefgefrorene Angus-Pelmeni und Burgerpatties im eigenen Burger-Restaurant „Farsch“ (dt.: „Hackfleisch“) an.
Die Beispiele zeigen, wie sich Russlands Großagrarier von Landverwaltern zu Lebensmittelproduzenten mit klaren Verbrauchermarken entwickeln. Während Miratorg den Begriff des Gourmet-Burgers domestiziert, positioniert EkoNiva seine Milch in der Barista-Nische und Agrokomplex besetzt das Segment französischer Weichkäse. Die Schwarzerdeböden liefern weiterhin den Rohstoff, doch die Wettbewerbsarena verlagert sich zunehmend in die Kühlregale der Metropolen.
Quellen: GlavAgronom, Vedomosti, Kommersant, Kommersant, BEFL (alle RU), Destatis, Bundeszentrale für politische Bildung
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