Fokusanalyse

Auswirkungen der US-Zölle auf Russland: Ölpreise, Rubelkurs und Handelsvolumen mit China

Analyse


Am 2. April kündigte US-Präsident Donald Trump die Einführung von Importzöllen auf Waren aus 211 Ländern an. Für 86 dieser Staaten war eine Erhöhung der Zollsätze auf 11% bis 50% vorgesehen. Eine Woche später verschob das Weiße Haus die Umsetzung dieser Maßnahmen jedoch um 90 Tage. Ab dem 9. April wurden vorübergehend Zölle in Höhe von 10% auf Importe aus allen Ländern erhoben – mit Ausnahme Chinas, für das ein Satz von 145% galt. Als Reaktion darauf erhöhte China seine Einfuhrzölle auf US-amerikanische Waren auf bis zu 125%.

Trumps Zollpolitik soll die US-amerikanische Industrie stärken

Die derzeitige Zollpolitik der Trump-Administration zielt darauf ab, die US-amerikanische Industrie zu stärken und die Wirtschaft gegen externe Risiken abzusichern. Die Anhebung der Importzölle soll den Zufluss billiger Waren – vor allem aus China – eindämmen und günstigere Bedingungen für die inländische Produktion schaffen.

Russland gehört nicht zu den Ländern, gegen die neue Zölle verhängt wurden. Laut der Pressesprecherin des Weißen Hauses, Caroline Leavitt, schließen die bestehenden Sanktionen bereits einen „nennenswerten Handel“ mit Russland aus. Im Jahr 2024 belief sich das bilaterale Handelsvolumen zwischen Russland und den USA auf lediglich 3,5 Mrd. US-Dollar – der niedrigste Stand seit 1992. Der US-Export nach Russland lag bei nur 526 Mio. US-Dollar.

Sinkende Ölpreise bedrohen Russlands Wirtschaft

Trotz des formalen Ausschlusses von neuen US-Beschränkungen spürt Russland die Auswirkungen der globalen Handelsverwerfungen. Das Zollgefecht hat die internationalen Märkte destabilisiert: Die Ölpreise sind gefallen, der US-Dollar hat nachgegeben, die Nachfrage nach sicheren Anlageformen ist gestiegen. All dies schafft Unsicherheit, die sich auch auf die russische Wirtschaft auswirkt. Die Präsidentin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, sprach in diesem Zusammenhang von „tektonischen Veränderungen“ im Welthandel. Ihrer Einschätzung nach sei es noch zu früh, um über konkrete Folgen zu sprechen – doch ein derart „erheblicher Risikofaktor“ müsse berücksichtigt werden.

Die größte Bedrohung für die russische Wirtschaft im Kontext der globalen Zollkonflikte stellt der Rückgang der Ölpreise dar. Der Anteil der Öl- und Gaseinnahmen an den gesamten Bundeshaushaltseinnahmen bleibt weiterhin bedeutend und liegt bei etwa 30%. Innerhalb von nur einer Woche nach Verkündung der US-Zölle Anfang April waren die globalen Ölpreise um mehr als 16% auf den niedrigsten Stand der vergangenen vier Jahre gefallen. Während ein Barrel Brent-Rohöl am 2. April noch rund 75 US-Dollar kostete, sank der Preis bis zum 7. April unter die Marke von 63 US-Dollar.

Der starke Preisverfall ist auf eine Kombination mehrerer Faktoren zurückzuführen. Erstens befürchten Investoren, dass die neuen von den USA eingeführten Zölle die Weltwirtschaft bremsen oder sogar in eine Rezession und Weltwirtschaftskrise führen könnten, was wiederum die Nachfrage nach Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle senken würde. Zweitens lastete auch die Entscheidung der Staaten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), die zuvor beschlossenen Förderbeschränkungen vorzeitig aufzuheben, auf den Preisen. Ab Mai soll nach dem Willen der OPEC die Fördermenge um weitere 411.000 Barrel pro Tag steigen, was drei monatlichen Erhöhungen entspricht. Dies geschieht zusätzlich zur zuvor vereinbarten Lockerung der Begrenzungen um 2,2 Mio. Barrel pro Tag.
Der Preis für Urals, die wichtigste russische Ölexportsorte, fiel vor dem Hintergrund eines allgemeinen Preisrückgangs an den globalen Öl- und Aktienmärkten im April erstmals seit Juni 2023 unter 50 US-Dollar pro Barrel. Am Mittwoch, dem 9. April, sank der Urals-Preis (FOB Primorsk) auf 47,54 US-Dollar pro Barrel nach 51,14 US-Dollar am Vortag, stieg jedoch am 10. April wieder auf 50,35 US-Dollar.

Zusätzliche Besorgnis ruft die Möglichkeit eines verlangsamten globalen Wirtschaftswachstums infolge der Handelsbeschränkungen hervor. Laut den Experten des britischen Unternehmens Euler Analytical Technologies, Andrei Polischuk – könnten die US-Zölle im Jahr 2025 die globale Ölnachfrage um 470.000 Barrel pro Tag verringern. Gleichzeitig könnte das globale BIP-Wachstum in den Jahren 2025–2026 um 0,3 Prozentpunkte zurückgehen.

Bei einem stärkeren Einfluss der US-Zollpolitik – etwa im Falle eines Rückgangs des globalen BIP-Wachstums um 1% – ist mit einem noch deutlich stärkeren Rückgang der Ölnachfrage zu rechnen: zwischen 1,3 und 1,8 Mio. Barrel pro Tag.

Abschwächung des Rubels nach starker Aufwertung

Vor dem Hintergrund fallender Ölpreise rechnen zahlreiche Experten mit einer Abwertung des Rubels auf ein Niveau von 100 Rubel pro US-Dollar bis Jahresende, so zum Beispiel die Analysten der Moskauer Ratingagentur Expert RA und der russischen Investmentgesellschaften BKS Mir Inwestizij und Finam. Experten des Investments Fonds Renaissance Capital und des amerikanischen Investmentmanagementunternehmens Garda Capital erwarten eine Abwertung in der zweiten Jahreshälfte. Langfristige Prognosen der US-Bank Goldman Sachs gehen ebenfalls von einer systematischen Stärkung des US-Dollars gegenüber dem Rubel aus: Bis zum Sommer dieses Jahres wird ein Kurs von 100 Rubel pro Dollar erwartet, 2026 soll der Kurs auf 120 Rubel fallen und in den Jahren 2027–2028 sogar auf 130 Rubel.

Kurzfristig aber bewirkten die angekündigten Zölle das Gegenteil: Die russische Währung legte gegenüber einem schwächer werdenden Dollar deutlich zu. Die Nachrichtenagentur Bloomberg bezeichnete den Rubel als die weltweit profitabelste Währung. Seit Jahresbeginn hat die russische Währung gegenüber dem Dollar an den OTC-Märkten um 38% zugelegt – mehr als jede andere große Währung. Zum Vergleich: Gold, das traditionell als sicherer Hafen gilt, verteuerte sich im gleichen Zeitraum um 23%.
Neben der Dollarschwäche nennen Experten auch das hohe Zinsniveau als wichtigen Faktor für die Rubelstärke. Darüber hinaus betonte Sofja Donez, Chefvolkswirtin von T-Investitionen, der Analyseabteilung der russischen T-Bank, dass der Rubel im Gegensatz zu vielen Währungen anderer Schwellenländer nicht unter Kapitalabflüssen leidet. Dies ist eine Folge der Sanktionen, die zuvor zum Rückzug ausländischer Investoren aus Russland und zum Abstoßen russischer Vermögenswerte geführt haben.

Allerdings können niedrige Ölpreise in Kombination mit einem starken Rubel die Haushaltslage der Russischen Föderation belasten. Eine Abwertung des Rubels wäre notwendig, um das Defizit im föderalen Haushalt zu verringern.

Fiskalpolitik Russlands

Nach den im Haushalt der Russischen Föderation für das Jahr 2025 festgelegten Parametern liegt der geschätzte Preis für Ural-Öl bei 69,7 US-Dollar pro Barrel, der durchschnittliche jährliche Rubelkurs wurde mit 96,5 Rubel pro Dollar budgetiert. Unter diesen Annahmen sollen die Öl- und Gaseinnahmen des Haushalts rund 10,9 Bio. Rubel betragen, umgerechnet 112 Mrd. Euro. Die aktuellen Werte weichen jedoch deutlich von den Planannahmen ab: Der Preis für Urals ist auf etwa 52 US-Dollar pro Barrel gesunken, während sich der Rubelkurs auf 84,5 Rubel pro Dollar gestärkt hat. Diese Abweichung wirkt sich negativ auf die Haushaltseinnahmen aus.

Jedoch betont die ehemalige Beraterin der Russischen Zentralbank, Alexandra Prokopenko, dass aus kurzfristigen Marktschwankungen keine voreiligen Schlüsse gezogen werden sollten. Für die fiskalische Stabilität sei nicht die tägliche Dynamik, sondern vielmehr der langfristige Preistrend von entscheidender Bedeutung. Ihrer Einschätzung nach stellt die derzeitige Situation noch keine ernsthafte Bedrohung für die finanzielle Stabilität Russlands dar.

Die Verluste bei den Öl- und Gaseinnahmen werden teilweise durch das Wachstum bei anderen Einnahmen ausgeglichen – insbesondere durch die Anhebung der Körperschaftssteuer und die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Darüber hinaus verfügt die Regierung weiterhin über bedeutende Rücklagen im Nationalen Wohlstandsfonds (FNB), mit denen das Haushaltsdefizit ohne zusätzliche Verschuldung gedeckt werden kann. Seit dem 7. April hat das Finanzministerium begonnen, liquide Mittel aus dem FNB zu verkaufen, um das Niveau der Haushaltseinnahmen zu stützen.

Deshalb schrumpft das Volumen des liquiden Teils des Fonds weiter. Zum 1. April 2025 belief es sich auf 3,27 Bio. Rubel (34,9 Mrd. Euro) – etwa 1,5% des BIP. Zum Vergleich: Anfang 2022 betrugen die liquiden Mittel des FNB noch 8,4 Bio. Rubel (119 Mrd. Euro). Das entspricht 7,3% des für 2021 prognostizierten BIP. Trotz dieses Rückgangs reichen diese Mittel laut Olga Belenskaja, Leiterin der Abteilung für makroökonomische Analyse bei Finam, bei einem Ölpreis von etwa 50 US-Dollar pro Barrel aus, um den Haushalt für mindestens ein Jahr zu stützen.
Die weitere Entwicklung wird maßgeblich davon abhängen, wie sich die weltwirtschaftliche Lage gestaltet und auf welchem Niveau sich der Preis für russisches Öl mittelfristig stabilisieren wird.

Neuorientierung des chinesischen Exports

Neben den direkten Auswirkungen auf den russischen Export entfalten die neuen Zollmaßnahmen der USA auch erhebliche indirekte Effekte – insbesondere durch eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums wichtiger Handelspartner Russlands.

China, das mit der Einführung neuer Zölle konfrontiert ist, könnte seine Exportströme diversifizieren und die Lieferungen in die Staatengemeinschaft BRICS+, darunter Indien, Russland und Brasilien ausweiten. Seit 2022 ist China zu Russlands wichtigstem Außenhandelspartner geworden: Im Jahr 2024 entfielen 31% des gesamten russischen Exports und 39% des Imports auf das östliche Nachbarland.
Vor dem Hintergrund eines potenziellen Rückgangs seiner Exportmöglichkeiten in die USA benötigt China vorrangig neue Absatzmärkte für Elektronik (122,6 Mrd. Euro Exportvolumen in die USA) sowie für Industrieanlagen (94 Mrd. Euro). Experten sehen Potenzial für eine Ausweitung der Lieferungen nach Russland in den Bereichen Industrieanlagen und Komponenten, Kraftfahrzeuge und Ersatzteile, Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, Bekleidung, Konsumgüter sowie umweltfreundliche Technologien.

Gleichzeitig rechnen die meisten Analysten nicht mit einem sprunghaften Anstieg der chinesischen Exporte nach Russland. Nach Einschätzung von Ilona Gorschenewa-Dolunz, Vertreterin der russischen Unternehmervereinigung „Opora Rossii“ in der Provinz Guangdong, sieht China Russland lediglich als einen von mehreren alternativen Märkten – neben Südostasien, Afrika und Lateinamerika. Innerhalb der BRICS+-Strategie liegt der Fokus Pekings auf Indien, Brasilien und Saudi-Arabien, wo China verstärkt Investitions- und Handelsprojekte entwickelt.

Die Zahlen für die ersten zwei Monate des Jahres 2025 deuten auf ein eher gemäßigtes Interesse am russischen Markt hin: Der chinesische Export nach Russland belief sich auf 14 Mrd. Euro – das sind 10,9% weniger als im Vergleichszeitraum 2024 (15,54 Mrd. Euro), obwohl Chinas Gesamtexport im Jahresvergleich um 2,3% gestiegen ist.

Ein weiterer hemmender Faktor liegt in der Struktur außenwirtschaftlicher Verträge. Wie Oleg Schibanow von der Russischen Wirtschaftsschule in Moskau erklärt, erfolgt ein Großteil der hochentwickelten chinesischen Exporte in die USA auf Basis langfristiger Verträge mit festen Preisen. Zusätzliche Zollkosten würden somit in erster Linie von den US-Unternehmen getragen – nicht von den chinesischen Produzenten.

Nichtsdestotrotz könnten die russischen Behörden im Falle eines massiven Zustroms billiger chinesischer Importe über Schutzmaßnahmen nachdenken. Laut Julia Kortschagina, Gründerin der Moskauer Akademie für Business und strategisches Marketing, sei es entscheidend, ein Gleichgewicht sicherzustellen: „Die Förderung lokaler Produktion und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit russischer Waren sollten Hand in Hand gehen mit dem wachsenden Import aus China“, erklärt sie. „Andernfalls droht eine übermäßige Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten.“

Ein Sektor als Gewinner

Einer der wenigen Gewinner des Handelskriegs ist das Gold. Angesichts der Sorge, dass das Vorgehen der USA zu einer Abschwächung der Weltwirtschaft führen könnte, flüchteten Investoren verstärkt in sogenannte sichere Häfen – darunter insbesondere Gold. Dies trieb die Preise für das Edelmetall deutlich in die Höhe.

Weniger als 24 Stunden nach der Ankündigung neuer US-Importzölle erreichte der Goldpreis ein neues Allzeithoch und überschritt erstmals die Marke von 3.200 US-Dollar je Unze. Der Aufwärtstrend setzte sich in den folgenden Tagen fort: Am 16. April stieg der Preis erneut auf einen Rekordwert und übertraf die Schwelle von 3.350 US-Dollar. Die Juni-Futures auf Gold legten an der Chicago Mercantile Exchange (CME) um 3,27% zu und schlossen bei 3.346,4 US-Dollar pro Feinunze. Im Tagesverlauf wurde sogar ein Höchststand von 3.358,4 US-Dollar erreicht. Am Morgen des 17. April setzte sich der Aufwärtstrend fort, der Kurs erreichte 3.371,9 US-Dollar.

„Der Schlüsselbegriff lautet: Unsicherheit“, kommentierte Nicholas Frappell, Leiter des Bereichs institutionelle Märkte bei der australischen ABC Refinery. „Unsicherheit über das Ausmaß und den Umfang der Zölle, über die strategischen Absichten der US-Regierung sowie darüber, wie die Handelspartner der USA reagieren werden“, so Frappell weiter.

Mit 34% liegt der Goldanteil an den Devisenreserven in Russland aktuell so hoch wie seit 1999 nicht mehr. Zum 1. März 2025 bezifferte sich der Wert der Goldreserven laut der Russischen Zentralbank auf 217,4 Mrd. Dollar. In der Goldmarkt-Fokusanalyse berichtete die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer bereits, dass Russland zwischen 2013 und 2023 seine nationalen Goldreserven stärker ausgebaut hat als jedes andere Land.

Wenn die Preise schnell steigen, verlieren nationale Währungen an Wert, da ihre Kaufkraft sinkt. Unter solchen Bedingungen wird Gold laut Experten zu einem „sicheren Hafen“. „Im Gegensatz zu Geld, das in unbegrenzter Menge gedruckt werden kann, sind die Goldreserven begrenzt, und seine Gewinnung ist schwierig und ebenfalls begrenzt“, erklärt Alexej Wjasowskij, Vizepräsident der Jekaterinburger Investmentgesellschaft Solotaja plata. Dies trage dazu bei, dass das gelbe Metall auch bei wirtschaftlicher Instabilität und steigender Inflation seinen Wert behalte.

Mögliche Entwicklungsszenarien

Analysten skizzieren zwei zentrale Szenarien für die Entwicklung der amerikanischen Handelspolitik und ihre Auswirkungen auf den weltweiten Markt. Das erste Szenario geht von einer baldigen Einigung zwischen Washington und den wichtigsten Handelspartnern – darunter auch China – innerhalb der nächsten 90 Tage aus. In diesem Fall könnte sich der Ölpreis stabilisieren und die aktuelle Abwärtsbewegung beendet werden. Russisches Urals-Rohöl würde mit einem traditionellen Preisabschlag von etwa 11-12 US-Dollar je Barrel gehandelt. Dieses Szenario gilt als wahrscheinlich, da US-Präsident Donald Trump am 18. April in einem Interview mit CNN erklärte, innerhalb von drei bis vier Wochen Handelsabkommen mit allen Ländern, einschließlich China, abschließen zu wollen. Diese Äußerung deutet auf das Interesse der US-Regierung hin, die Spannungen zu entschärfen und zum globalen wirtschaftlichen Dialog zurückzukehren.

Das alternative Szenario sieht eine Eskalation des Konflikts zwischen den USA und China und den Ausbruch eines umfassenden Handelskriegs vor. Dies könnte zu einer Verlangsamung des chinesischen und globalen Wirtschaftswachstums führen. Nach der offiziellen Prognose aus Peking soll das chinesische BIP im laufenden Jahr um 5% steigen; der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einem Wachstum von 4,6%. Laut Alexej Gromow, Chefanalyst für Energiefragen am Moskauer Institut für Energie und Finanzen (IEF), könnte ein Abfall dieses Indikators um nur einen Prozentpunkt zu einem Rückgang der Ölnachfrage und einem Preisrückgang auf unter 60 US-Dollar pro Barrel führen. In einem solchen Szenario gilt es als wahrscheinlich, dass der Preis für russisches Urals-Rohöl unter 50 US-Dollar sinkt.

Gromow verweist darüber hinaus auf ein drittes Szenario hin: die Möglichkeit eines militärischen Konflikts im Nahen Osten zwischen den USA und Iran. Präsident Trump hatte mehrfach mit „harten Maßnahmen“ gegen die iranische Nuklearinfrastruktur gedroht, sollte kein für Washington akzeptables Abkommen zur iranischen Atompolitik zustande kommen. Im Falle militärischer Auseinandersetzungen und einer Blockade der Straße von Hormus wäre nicht auszuschließen, dass der Export von Öl aus dem Nahen Osten vorübergehend zum Erliegen kommen. Dies würde zu einem starken Preisanstieg führen – potenziell über 90 US-Dollar pro Barrel – und für Russland eine Gelegenheit bieten, seine Öllieferungen auszuweiten.

Zollkrieg kostet deutsche Wirtschaft Milliarden Euro

Die angekündigten US-Zölle von 20% auf fast alle Waren aus der Europäischen Union könnten Deutschland bis zum Jahr 2028 etwa 200 Mrd. Euro an Wohlstand kosten. Dies entspräche rund 1,2% der jährlichen Wirtschaftsleistung im Jahresdurchschnitt für den Zeitraum 2025 bis 2028. Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Koln.

Sollten die Handelspartner jedoch mit ähnlichen Maßnahmen reagieren, so könnten die Kosten für Deutschland laut Berechnungen von IW auf insgesamt etwa 290 Mrd. Euro oder jahresdurchschnittlich 1,6% des BIP jährlich steigen. Für die gesamte EU belaufen sich die kumulierten Kosten über vier Jahre von 2025 bis 2028 auf 780 Mrd. Euro beziehungsweise 1,1 Bio. Euro – je nach Szenario.

Quellen: RBC 1, 2, Finanzministerium, Vedomosti, RG.ru, Forbes (alle RU), Bloomberg (EN), IW Köln, Handelsblatt

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